Flockungsmittel und Algenvernichtungsmittel
Trübungen durch Schwebealgen sind Teichbesitzern so verhasst, dass sie oft auch vor der chemischen Keule nicht zurückschrecken. Deshalb finden chemische Flockungsmittel, sowie regelrechte Pflanzengifte alljährlich ihre Abnehmer. Zum Beispiel Eisen-(III)chlorid oder Aluminiumsalze schaffen, richtig dosiert, ziemlich schnell "klare Verhältnisse", da Schwebealgen zusammen mit anderen Trübstoffen ausflocken und sich zunächst im Filter oder am Bodengrund absetzen. Werden sie dort aber nicht extrem schnell komplett entfernt, setzen sie bei ihrer Zersetzung schnell alle Makro-Nährstoffe wie Phosphat und Nitrat wieder frei und die nächste Algengeneration oder andere Algenarten freuen sich über einen reich gedeckten Tisch.
Flockungsmittel senken bei unzureichender Pufferung (geringe Karbonathärte) den pH-Wert sehr schnell. Dies bedeutet in vielen Fällen für die Teichfische den sicheren Tod durch Kiemenverätzungen und dadurch Sauerstoffmangel. Leider weisen einige Hersteller noch immer vollkommen unzureichend und mit blumigen, wachsweichen Umschreibungen auf das erhebliche Gefahrenpotenzial dieser Mittel hin. Der Hinweis auf eine notwendige Karbonathärte von mindestens 4 °dH wird zwar inzwischen etwas deutlicher vermerkt, aber nur in seltenen Fällen auch unmittelbar in einen Zusammenhang mit einer Gefahr für die Fische gestellt.
Es gibt erstaunlich viele Weichwassergebiete mit Karbonathärten deutlich unter 4 °dH und unzählige Gartenteiche werden nur mit Regenwasser gefüllt, das keine Karbonathärte aufweist. Dazu kommt, dass ein extrem hoher Prozentsatz von Teichbesitzern mit "Karbonathärte" rein gar nichts anfangen, geschweige denn, sie zuverlässig messen kann. Nicht viel besser ist das diesbezügliche Fachwissen in manchen Baumärkten und Gartencentern, wo die Flockungsmittel überwiegend verkauft werden, oder ganz ohne Beratung im Einkaufswagen landen. Doch damit nicht genug - es werden auch noch Tests zur Messung empfohlen, die ungenau und in viel zu groben Abstufungen messen, so dass es selbst beim besten Willen der Kunden sehr häufig zu falschen Messergebnissen kommt.
Fadenalgen werden von den relativ harmlosen Flockungsmitteln nicht beeinträchtigt. Ihnen versucht man dann mit Giftstoffen wie Kupfersulfat oder anderen Kupferverbindungen, oder mit Herbiziden zuleibe zu rücken. Dies gelingt auch, je nach Dosierung, recht flott. Stinkende, Sauerstoff zehrende Algenmassen zersetzen sich nach dem Einsatz am Boden, eventuell vorhandene Unterwasserpflanzen schließen sich dem Massensterben gleich mit an, Bakterien und Milliarden von Kleinlebewesen, Insektenlarven und Schnecken werden ebenfalls vernichtet. Solche Kupfermengen sind sogar für Fische toxisch. Mancher verzweifelte Hilferuf, wenn Fische ohne äußere Symptome sterben, würde sich ohne solche Vergiftungen erübrigen. Was aber wird dem Teichbesitzer geraten? Auch gegen nicht zu diagnostizierende "Krankheiten" gibt es Tröpfchen, die angeblich "gegen alles" helfen sollen. Damit hat man dann meistens die nächste Kupferdosis oder andere Giftstoffe in den Teich geträufelt. Das Ergebnis solcher Aktionen ist oft ein kristallklares Wasser, das aber alles Lebendige tötet oder schwer schädigt.
Eindeutige Kennzeichnung für den Hauptwirkstoff vieler Algenvernichter: Kupfersulfat ist "Sehr giftig für Wasserorganismen, kann in Gewässern langfristig schädliche Wirkungen haben." Auf Verpackungen von Algenmitteln, die Kupfersulfat enthalten, findet man dagegen häufig den schönen Satz "... unschädlich für Tiere und Pflanzen".
Dieser Kupferklotz mit 150 g Gewicht wird, folgt man der Empfehlung des Herstellers, per Elektrolyse während einer Saison in einem Teich gelöst. Im Prospekt steht u. A.:
"Die Kupferionen oder Mineralien bekämpfen in einer bestimmten Konzentration auf natürliche Weise Algen."
Natürlich? Natürlich! Mit dem Hammer kann man Algen auch ziemlich natürlich vernichten! Schlimm an solchen Geräten ist einfach die Tatsache, dass kein Milligramm Kupfer wieder aus dem Teich heraus kommt, sondern es fällt aus und kann jederzeit, z. B. durch eine Senkung des pH-Werts durch einen kräftigen Regenguss wieder in Lösung gehen und dann sind kurzzeitig Unmengen giftigen Kupfers im Wasser.
Laut Hersteller sind 0,2 - 0,3 mg/l Cu "für Menschen, Fische und Pflanzen" eine "absolut ungefährliche Konzentration".
KRAUSE schreibt z. B. im "Handbuch Aquarienwasser" folgendes zum Thema Kupfer:
"Bei Dauereinwirkung muss ab 0,2-0,5 mg/l Cu2+ mit Todesfällen bei Fischen gerechnet werden. Schädigungen sind zu erwarten ab
0,03 mg/l bei Algen, Bakterien (Filter!),
0,08 mg/l bei Höheren Wasserpflanzen,
0,10 mg/l bei Fischen
Insbesondere bei weichem Wasser gelten daher bereits 0,03 mg/l Kupfer als bedenklich und erfordern Gegenmaßnahmen."
Zahllose Teiche werden mit reinem Regenwasser betrieben, enthalten also genau dieses weiche Wasser, in dem Kupfer extrem schnell gefährlich werden kann.
Für diese Art der Algenbekämpfung gibt es genau zwei Möglichkeiten: Entweder führt man solche Mengen an Kupfer zu, dass die Algen tatsächlich vernichtet werden, dann werden aber mit absoluter Sicherheit auch Pflanzen, Bakterien und sonstige Kleinlebewesen getötet, sowie Fische und Amphibien schwer geschädigt. Oder man reduziert die Kupfermenge auf geringste Freisetzung, dann bleibt alles wie es war, die Algen lachen sich bestenfalls tot und man hat viel Geld aus dem Fenster geworfen.
Eine weitere Gefahr entsteht, wenn im Sommer größere Mengen Algen vergiftet werden: Sie zersetzen sich und es werden dadurch ungeheure Mengen an Sauerstoff verbraucht. Da die Algen und Pflanzen unter solchen Bedingungen keinen Sauerstoff mehr erzeugen und meist um diese Zeit mit stark sauerstoffzehrender Erwärmung des Wassers zu rechnen ist, werden insbesondere sauerstoffbedürftige Fische regelrecht umgebracht. Störe (Sterlets, Waxdick), Forellen, Rotaugen usw. überleben solche Algenvernichtungsaktionen meist nicht. Da Leberschädigungen nicht sofort auffallen, bringen Teichbesitzer die Anwendung von Kupfer gegen Algen nicht mehr mit dem Tod der Fische nach mehreren Monaten in Verbindung.
Selbst Herbizide, also schlicht „Unkrautvernichtungsmittel“, die jedoch den verharmlosenden Namen „Pflanzenschutzmittel“ bekommen haben, werden zur Algenbekämpfung im Gartenteich eingesetzt und sollen angeblich anderen Pflanzen und Tieren nicht schaden.
Das Herbizid Monolinuron (ein Harnstoffderivat) findet man derzeit (Stand 6. Juni 2009) in 63 Algenmitteln für Aquarien und Gartenteiche.
Wer wissen möchte, ob sein verwendetes Algenbekämpfungsmittel unter den 63 Treffern ist, braucht nur in der folgenden Suchmaske unter "Name des Wirkstoffs" Monolinuron eingeben: https://www.biozid-meldeverordnung.de/offen/suchmaske.php. Gibt man in einer neuen Suchmaske die jeweils genannte Registriernummer ein, erfährt man, ob Monolinuron als einziger Wirkstoff, oder mit anderen kombiniert, verwendet wird. Beliebt ist beispielsweise die Kombination Monolinuron und Kupfersulfat. Die Eingabe "Kupfersulfat" in o. g. Suchmaske ergibt gleich 223 Treffer, darunter überwiegend Algenmittel. Natürlich kommt bei Kritik sofort der entwaffnende Einwand, dass ja schon Paracelsus sagte, dass die Dosis das Gift mache. Tatsache ist aber doch ohne jeden Zweifel, dass man als Hersteller solcher Algenmittel damit auch Algen vernichten, also töten will. Und Algen sind nun einmal Wasserpflanzen.
Monolinuron selbst darf nur mit den vorgeschriebenen Kennzeichnungen und Gefahrenhinweisen in Verkehr gebracht werden. Z. B.: "Schädlich für Wasserorganismen. Kann umweltgefährlich sein, vor allem für Algen und Wasserpflanzen. Freisetzung in die Umwelt bei normalem Gebrauch möglich. Zusätzliche Freisetzung, z.B. durch ungeeignete Entsorgung, sollte sorgfältig vermieden werden." Monolinuron ist in die Wassergefährdungsklasse (WGK) 3, "stark wassergefährdend" eingeteilt. Es trägt die Gefahrstoffkennzeichnungen Xn = Gesundheitsschädlich und N = Umweltgefährlich. Bei "Zubereitungen" die solche Algizide beinhalten, müssen leider nicht zwingend alle Gefahrenhinweise vorhanden sein.
TIPP: Lesen Sie nicht nur die vollmundigen Versprechungen auf den Produktbeschreibungen, sondern bis zum buchstäblich bitteren Ende - der Deklaration.
Algen sind Pflanzen. Tötet man sie mit Giften ab, so werden andere Pflanzen, Kleinlebewesen, Wirbellose, Insekten, Amphibien und letztendlich Fische ebenfalls getötet oder mindestens schwer geschädigt. Aus diesem Grund scheiden chemische Mittel, insbesondere kupferhaltige, ganz einfach aus.
Sie haben bis zu dieser Stelle gelesen? Dann möchten Sie nun sicher eine "biologische" Lösung des Algenproblems. Hier finden Sie die biologischsten Algenbremsen schlechthin: Pflanzen gegen Algen und Wasserwechsel
Falls Sie hier den Link zu einer Kurzgeschichte zum Thema Algenvernichtung vermissen: Er musste auf Wunsch des Autors nach Intervention des Herstellers eines gleichnamigen Algenvernichtungsmittels mit dem Wirkstoff Terbutryn (ebenfalls ein Herbizid, in o. g. Datenbank derzeit 238 Treffer) entfernt werden. Die Nerven scheinen zunehmend blank zu liegen ...